Ein Blick in die Geschichte: 150 Jahre Rotes Kreuz in Melle: „Vorbildlich in ganz Niedersachsen“
Meller Kreisblatt 22.04.23 Simone Grawe: Die Geschichte des Roten Kreuzes geht auf das Jahr 1863 zurück, als der Genfer Bürger Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino sah, wie wenige Verwundete ärztliche Versorgung erhielten. Noch im selben Jahr wurde die Hilfsorganisation gegründet. Bereits seit 1870 gibt es das DRK in Melle. Ein kleiner Rückblick.
„In Melle gab es von 1903 bis 1937 drei unabhängige Rote-Kreuz-Vereine, darunter einen Lokalverein, einen vaterländischen Frauenverein und eine freiwillige Sanitätskolonne“, ruft Jan Meyer in Erinnerung: „Die Aufgaben des Meller Lokalvereins umfassten die Versorgung von Verletzten und Kranken sowie die Ausbildung von Helfern. Der Verein organisierte auch Vorträge und lehrte die Bevölkerung, wie sie Verletzten helfen kann“, führt der Projektleiter der Jubiläumsfeier 150+3 aus, die am 7. Mai 2023 auf dem Marktplatz steigen soll.
Drei Vereine unter einem Dach
Der vaterländische Frauenverein gründete zum Beispiel eine Nähstube, um Kleidung und Verbandsmaterial zu nähen. Die freiwillige Sanitätskolonne war eine Rettungseinheit. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die drei Vereine unter dem Namen Deutsches Rotes Kreuz Melle zusammengeführt, als sie gemeinsam ein Lazarett mit 100 Betten in der Turnhalle an der Haferstraße einrichteten.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Organisationen streng nach Geschlechtern getrennt gewirkt haben, ergänzt Geschäftsführerin Ines Rose. Die klassische Trennung von Männern und Frauen setzte sich in den folgenden Jahrzehnten weiter fort: „Als in den 1950-er Jahren erstmals eine gemeinsame Gruppenfahrt von Jugendlichen organisiert und durchgeführt wurde, war das schon eine Aufregung“, blickt Ines Rose mit einem Schmunzeln zurück.
Als Meilenstein kann die Einweihung des Hauptsitzes des DRK Melle bezeichnet werden. Im Mai 1981 hat die Organisation das Haus an der Bismarckstraße bezogen, das zuvor ein Wohnzentrum beherbergte. Der Umbau wurde seinerzeit als sehr gelungen empfunden: „Das Deutsche Rote Kreuz in Melle verfügt jetzt über eine zentrale Einrichtung, die als vorbildlich in ganz Niedersachsen angesehen werden kann“, berichtete seinerzeit das „Meller Kreisblatt.“
Vorstandsmitglied Dr. Hartung stellte in seiner Eröffnungsrede die Grundsätze des DRK heraus, in deren Mittelpunkt stehe, menschliches Leiden zu verhüten und zu lindern. Das DRK sei einzig und allein bemüht, dem Menschen zu helfen, besonders den Alten und Gebrechlichen. Insofern solle das DRK-Zentrum als Stätte der Begegnung und als echte Tagesstätte gesehen werden, äußerte sich Hartung.
Diesem Anspruch wird die Einrichtung auch heute noch gerecht, betonen Ines Rose und Jan Meyer mit Blick auf die Angebote für Senioren und als Heimstätte der Verwaltung und der ehrenamtlichen DRK-Bereitschaft. Regelmäßig treffen sich hier zum Beispiel die Seniorensportgruppe oder die Herren-Skatrunde. Auch die Blutspendetermine finden im DRK-Gebäude an der Bismarckstraße statt.
Zu dem breiten Angebot an Dienstleistungen gehören Erste-Hilfe-Kurse, Blutspendeaktionen, Seniorenhilfe, Katastrophenschutz und der erweiterte Rettungsdienst. Darüber hinaus betreibt das Rote Kreuz mehrere Pflegeeinrichtungen, wie das Altenheim Hardach-Stift, die Tages- und Kurzzeitpflege, das DRK-Altenheim in Dissen sowie die ambulante Pflege.
Ergänzt wird das Angebot durch „Essen auf Rädern“, Schulverpflegung und den DRK-Kindergarten „Sachensucher”. Das 1976 eingeweiht Hardachstift soll in absehbarer Zeit von Grund auf saniert werden.
Dem DRK-Kreisverband Melle gehören im Frühjahr 2023 rund 2000 Fördermitglieder an: „Das ist eine ordentliche Zahl, aber es dürfen gerne noch mehr werden“, erklärt Ines Rose. Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere Besucher durch den Aktionstag 150+3, mit dem am 7. Mai der runde Geburtstag gefeiert wird, inspiriert, sich dem Kreis anzuschließen, wünscht sich die Geschäftsführerin.
In einem Buch möchte das DRK alsbald die Geschichte des Meller Kreisverbandes dokumentieren. Vorbereitende Gespräche hat es bereits gegeben, eine Veröffentlichung ist im kommenden Jahr denkbar.