IN DER REGION EINZIGARTIG! Dissener Seniorenheim nutzt Spielekonsole für Demente
NOZ: 30.09.20 Dissen: Dissen. Mit großem Spaß lassen Senioren im Dissener DRK-Heim nun Seerosen erblühen,
verjagen Fische, schubsen Bälle hin und her und dekorieren Torten – alles virtuell. Eine Spielekonsole fürs Seniorenheim? Ja, und noch dazu eine in der Region einzigartige – und ziemlich teure.
Das Spiel heißt Tovertafel und wurde speziell für Menschen mit Demenz entwickelt. Es besteht aus einem Gehäuse, in dem sich unter anderem ein qualitativ hochwertiger Beamer, Infrarotsensoren, Lautsprecher sowie ein Prozessor befindet, mit dem die Spiele auf den Tisch oder den Fußboden projiziert werden. Die farbenfrohen Projektionen reagieren dank der Infrarotsensoren auf Hand- und Armbewegungen. So können die Bewohner die virtuellen Gegenstände selbstständig bewegen, schieben, drehen, zueinander bringen und vertreiben.
Sahnehäubchen für die Torte
So zerplatzen beispielsweise Luftblasen durch Tippen, Fische verschwinden bei Berührung, Seerosen erblühen, Herbstlaub wirbelt durcheinander und Blumen verändern ihre Größe, bis sie die gesamte Tischplatte bedecken. Die Senioren können auch Torten mit Sahnehäubchen und Kerzen dekorieren, aus Noten eine Melodie kreieren und vieles mehr. Dabei müssen sie weder nachdenken oder planen, noch sich etwas merken. Sie brauchen einfach nur den Figuren auf der Tischplatte mit Augen und Händen zu folgen und können damit deren Bewegung beeinflussen.
„Unsere Bewohner sind begeistert“, sagt Heimleiterin Christina Törner. Entdeckt hat das Spiel Aurelia Gryczka, die Leiterin des Sozialen Dienstes, im Internet. „Ich habe mich mit einem Altenheim im Schwarzwald in Verbindung gesetzt, die das interaktive Tischspiel bereits hatten“, sagt sie. In unserer Region gibt es das Spiel ihres Wissens sonst nicht. Gefragt nach den Erfahrungen der Einrichtung und hörte nur Lob und Begeisterung.
Das Spiel kostet 6900 Euro und es wurde im Wesentlichen durch eine einzige Spende finanziert, die allerdings auf einer traurigen Begebenheit beruht. „Wir haben unseren Verein SBG Sport Bewegung Gesundheit Borgholzhausen-Dissen im März 2019 auflösen müssen“, berichtet Elke Haselhorst, die zuletzt die Vorsitzende des Vereins war. Fehlender Nachwuchs im Vorstand, gesundheitliche Probleme der Vorstandsmitglieder und ein immer höher werdender bürokratischer Aufwand führten dazu. Auf dem Vereinskonto waren nach der Abwicklung aller Formalitäten 13.000 Euro verblieben. Das Geld wurde auf die beiden Seniorenheime des DRK in Dissen und in Borgholzhausen aufgeteilt. Weil das Spiel 400 Euro teurer war als die Summe auf dem großen Scheck, gab die Geschäftsleitung des Hauses schließlich den Rest dazu.
„Es ist eine tolle Anschaffung“, ist Elke Haselhorst mit der Verwendung der Spende zufrieden und verweist auf die strahlenden Gesichter der Senioren am Spieltisch. Das Spiel steigere die Lebensfreude, wirke Langeweile entgegen und fördere die Kommunikation der Bewohner untereinander, hat sie festgestellt. Die Damen am Spieltisch geben ihr recht: „Es macht wirklich Spaß“.
Ein Artikel von Anke Schneider